Johanna Köthenbürger lässt keine Zweifel: Das von ihr geführte Steigenberger Hotel Bielefelder Hof direkt am Bahnhof ist das erste Haus am Platze. „Schon allein, weil kein Hotel so ein umfassendes Angebot hat“, sagt sie voller Überzeugung. Eine besondere Bedeutung hatte das seit langem als Bielefelder Hof bekannte Hotel schon seit Jahrzehnten für die Stadt, aber mit der Aufnahme in die renommierte Steigenberger-Kette wird ein neuer Schub erwartet. Schick und edel, keine Frage. Aber kann man sich da hineinwagen?
Der aus dem Lipperland stammende Rapper Casper, der hier Mitte Juni eincheckte, um 28.000 Konzertgäste in der Schüco-Arena zu begeistern, hat sich offenbar total wohlgefühlt. Am nächsten Morgen beim Frühstück habe er sich locker zu den anderen Gästen gesellt, und draußen warteten die Fans: „Wir hätten anbauen können“, erinnert sich Hotel-Chefin Köthenbürger an den großen Zuspruch. In Zukunft würde sie sich mehr Konzertevents in Bielefeld wünschen, verrät sie. Zu den Leuten von Arminia und der Schüco-Arena, aber auch zum Management der benachbarten Stadthalle hat sie Kontakt aufgenommen, um Möglichkeiten für Kooperationen auszuloten.
Die Lobby ist seit der Umbenennung im Februar 2024 schon modernisiert worden, der Empfang ist elegant, aber nicht protzig. „Wir wollen die Standards nicht überhöhen. Es soll schick, aber nicht abgehoben wirken“, sagt Philipp Bessler, Geschäftsführer der Eigentümer-Gesellschaft LFPI Hotels. Dahinter steht die deutsche Tochter eines französischen Investment-Unternehmens. Bessler spricht in Bielefeld von einem Viersterne- bis Viersterne-plus-Hotel, also einem Haus, das mit exzellentem Komfort auch den Ansprüchen von Luxusgästen genügt.
Umfangreiches Gastro-Angebot im Steigenberger Hotel
Mögliche Schwellenängste sollen aber gar nicht erst aufkommen: „Hier kann jeder reinkommen, und wenn es nur zum Kaffee oder auf ein Glas Wein ist“, verspricht der Manager. Darüber hinaus locken Gäste aus Bielefeld und Umgebung das umfangreiche Frühstücksbuffet im „Palmengarten“ des Hotels, Lunch im Restaurant „Geistreich“ oder Abendessen in der „Essbar“.
„Das Haus passt zur Reputation der Marke Steigenberger“, findet Bessler. Die von ihm geführte LFPI Hotels Deutschland GmbH hat 2019 die seit 1901 als Hotel genutzte Bielefelder Immobilie gekauft, seit Februar 2024 läuft der Franchise-Vertrag mit Steigenberger. „Für mindestens 20 Jahre“, sagt Bessler und verweist darauf, dass es einige Jahre dauern kann, bis das Haus sich den gewünschten Ruf erobert hat und die Sache richtig funktioniere. Pluspunkte des Standorts Bielefeld seien die aufstrebende Universität, der starke Mittelstand, aber auch die Nähe zu Berlin, sagt Bessler, der selbst aus Bad Salzuflen stammt und seine Ausbildung bei der Hotelkette Maritim absolvierte.
2,5 Millionen Euro in Renovierung investiert
Das Gute an der Zusammenarbeit mit Steigenberger sei die Flexibilität in der Gestaltung. In anderen Hotelketten sehe oft ein Haus wie das andere aus, hier aber gebe es Freiheiten. In der 12 Meter hohen Lobby stimmen Fotos vom Alten Markt, von der Kunsthalle und von Auguste Rodins Denker den Gast schon auf Bielefeld ein, in den Fluren hängen Bilder etwa vom bekannten Bielefelder Fotografen Veit Mette.
Noch ist nicht alles fertig, gibt Johanna Köthenbürger zu bedenken, bis Ende 2025 laufe die Modernisierung. Etwa 2,5 Millionen Euro werden dann in die Ausstattung investiert sein, aber auch in Technik, Brandschutz und Denkmalschutz – immerhin ist der Altbau mehr als 100 Jahre alt.
Highlight: Luxuriöse Suite im Turmzimmer
In den 161 Zimmern verschiedener Preisklassen dürfen die Gäste sich auf klassische Eleganz und nordische Klarheit freuen. Als Highlight gilt das Turmzimmer – was bescheiden klingt, aber wohinter sich eine luxuriöse Suite mit zwei Zimmern und zwei Bädern verbirgt. Zwölf Veranstaltungsräume sind für Gelegenheiten aller Art geeignet, vom diskreten Gespräch bis zum rauschenden Ball. Johanna Köthenbürger, die aus Rietberg stammt und innerhalb von 15 Jahren im Bielefelder Hof die Karriereleiter von der Auszubildenden zum General Manager hochgestiegen ist, hat selbst hier geheiratet. Der Impuls für eine Hochzeitsmesse, die im kommenden Februar in ihrem Hotel geplant ist?
Als einziger Problempunkt gilt das schwierige Umfeld zwischen Stadthalle, „Tüte“ und Bahnhof. Zwar wüssten die Gäste, dass es im Zentrum einer Großstadt turbulent sei und nicht wie auf einer Alpenwiese zugehe, aber es gebe inzwischen einen vielversprechenden Austausch und einen „runden Tisch“ mit Anrainern und Behörden. „Die Problematik mit der Drogenszene ist in allen Großstädten leider die Gleiche“, weiß Bessler. In Bielefeld gebe es nun immerhin die Hoffnung auf echte Verbesserungen.